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EINE MÜRRISCHE EPISODE

Unsere blühende Schar ging von der Rosenburg abwärts und zwar nicht den gewöhnlichen Weg, den alle Besucher der Rosenburg nehmen, sondern den Waldweg, der gegenüber der Sparholzmühle beim Kamp mündet und dann Kamp abwärts nach Stallegg führt.

Wir waren vollzählig: die zwei Senioren-Paare (wir waren immerhin über 20),

Vally-Luki, Hilde-Karl und das Jungvolk: Heini, Gottfried, Liesl und Reinhold. Wir waren so vergnügt, daß wir plötzlich das Bedürfnis fühlten zu singen. Wie schön wäre es gewesen, wenn wir eines unserer beliebten Lieder (z.B.:"Wenn im Walde die Rosen blühen" oder "Mit Singsang und Klingklang, da zog der Bursch hinaus") angestimmt hätten!


Ein frohes Herz voll Lieb und Lust,

an Liedern reich und Sangeslust,

wie pocht es unterm dünnen Flaus

Sing, sang, kling, klang

es zog ein Bursch hinaus.


Aber das wäre zu "bürgerlich"("kleinkariert" würde die heutige Jugend sagen) gewesen! Einer von uns "Senioren machte den Vorschlag: "Jeder singt ein anderes Lied!" Dieser Vorschlag wurde mit Begeisterungaufgenommen. Was nun erfolgte, läßt sich schwer beschreiben: Es ist ja klar, daß jeder von uns wollte, daß sein Lied besonders zur Geltung komme und das wir unser Möglichstes taten, um uns an Lautstärke zu überbieten. Man kann sich das schauerliche Geheul vorstellen, das dabei rauskam! Aber das Schicksal wollte es, daßzur gleichen Zeit am gegenüberliegenden Kamp-Ufer Dr. Wolfgang Madjera mit seiner Frau und meiner Mama gemütlich dahinwanderte. Wie lautstark muß nun unser "herrlicher " Gesang gewesen sein, daß er über den Kamp hinüber das Ohr dieses ernten Mannes, der noch dazu Sinn für Kultur besaß erreichte und beleidigte. Empört blieb Dr. Madjera stehen.

"So ein widerliches Gejohle!" rief er aus. " Das ist die Jugend von heute! Weil sie keine Kinderstube mehr haben! Man sollte ihnen einmal gründlich die Meinung sagen!" Tant Valerie, seine Frau, die uns längst erkannt hatte, sagte gelassen: " Nun dazu wirst Du bald Gelegenheit haben, denn es sind leider unsere Kinder! In Stallegg laufen sie uns sowieso in die Arme!"

Was denn auch geschah, und Dr. Madjera nützte die Gelegenheit reichlich. Das Donnerwetter, das auf uns niederging, war sehr eindrucksvoll. Wir waren zutiefst zerknirscht und versprachen, künftig unsere musikalischen Darbietungen auf ein kultiviertes Mindestmaß zu beschränken.

Ob wir unser Versprechen gehalten haben?

Ich habe es vergessen.



TANTE VALERIE UND MEINE MUTTER CHRISTINE



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