KAPITEL 3- Nur so kann man es verstehen, daß sie einwilligte, als Vally Franz Reichert, der um si viel älter war als sie und als Witwer drei Kinder in die Ehe brachte, heiratete. Obwohl Franz Reichert ein sehr lieber Mensch war, haben unsere Freunde und ich das nie vertsanden.
Baron v. Sikkingen machte damals Vally zwar den Hof, dachte aber nicht im Geringsten an Ehe. Jahre später traf ich ihn einmal mit seiner holländischen frau in Mittersill beim Bräurup und verbrachte mit ihm und meinem Mann angenehme Stunden.
Doch damals beendeten wir sehr vergnügt unsere nächtliche Wanderung.
Tante Valerie versäumte es auch nicht, uns gute Ratschläge zu geben: "Mädchen haltet den Kopf hoch! Immer Haltung bewahren!.-Wenn Ihr Eure Tage habt, denkt daran euch zu schonen-das ist wichtig für euer Aussehen im Alter!.-Wenn Ihr verheiratet seid, merkt Euch, einen gut geführten Haushalt erkennt man am Klo und am Bett des Dienstmädchens!"
Sie wußte aucg: Gegen liebeskummer hilft am besten, etwas Gutes zu essen. Wenn sie bemerkte, daß Vally einmal trausig war, bekam sie sofort ein Beefsteak! Das half immer! Aber einmal war die Lage ernst.
Vally hatte sich in Gottfrieds Cello-Lehrer verliebt! Er war sehr fesch, Philharmoniker, verheiratet, lebte angeblich in Scheidung und es gelang ihm, Vally den kopf zu verdrehen.
Aufnahme CH von 08. Mai 2022©
Ein paar Küsse am Grabe ihres Vaters, wie sie sagte, ihr liebster ort auf Erden, und Vally glaubte an die große Liebe! Da Otto Stieglitz, so hieß der Philharmoniker und Cellolehrer , sie nicht enttäuschen wollte, sprach er auf Vallys Verlangen mit Tante Valerie. Er sagt schlicht und einfach, daß er und Vally sich lieben.
Als kluge Frau erfaßte Vallys Mutter sofort die Lage. Da zum Glück der Sommer nahte, meinte sie, eine so hehre Liebe müsse man natürlich auf die Probe stellen. Eine Trennung bis zum herbst, natürlich ohne briefwechsel, sei gerade das Richtige. Und so geschah es, nur daß Vallyanordnete, daß ich an ihrer Stelleden Briefwechsel mit Otto Stieglitz führen sollte.Wir schreiben uns also einige lustige Briefe und da erja nie daran gedacht hatte, sich scheiden zu lassen und Vally zu heiraten endete unser Briefwechsel damit, daß er mir eines Liebes- und Vally einen Abschiedsbrief sandte.
An Tante Valeries Seite übergab ich Vally den Abschiedsbrief. Vally fiel erst einmal in Ohnmacht.
"ist sie nicht großartig?" flüsterte mir TanteValerie zu. "Was für eine Schauspielerin!" Dann labte sie ihre Tochter und ordnete Folgendes an: "Das Mädchen eilt nach Gars und holt vom Zuckerbäcker eine besonders gute Jause! Der Ausflug findet trotzdem statt, aber Vally und Hilde und Karl machen den Umweg über Rosenburg, gehen zu Luki Bakalovits, schildern ihm die Lage und bitten ihn, so bald als möglich als Seelentröster zu Vally zu eilen."
Karl und ich erledigten tatsächlich unsere heikle Mission und Luki war gleich dazu bereit, seine angebetete Vally zu trösten! Als wir nach dem gelungenen ausflug nach Kamegg kamen, trafen wir Vally und Luki sehr vergnügt an, ein Zeichen, daß Luki seine schwere Aufgabe bestens gelöst hatte.- Tante valerie war mit ihrem Erfolg zufrieden. Aber nicht nur ihren Kindern gegenüber war Deine liebe Mutter vorbildlich, sie war auch eine bewunderswerte Ehefrau!
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