Ich wollte schon immer über meine liebe Omi schreiben. Karla Karl war Ihr Mädchenname. Wie sie so war, vor meiner Geburt, als junges Mädchen und aus Interpretationen von Texten oder Notizen, die auf vielen Fotos niedergeschrieben wurden. Aber auch durch die genaue Betrachtung der Bilder meines Grossvaters und erst viel später entdeckter Dias, die ich erst durch eine App wieder zum Leben erwecken konnte.
Neben Recherchen und Geschichten wurde auch das Leben und die Lebensweise entdeckt, die damals noch tief im Verborgenen ruhen sollte, weil es mitunter das tadellos erscheinende Leben eines Arztes und seiner Frau eine andere Seite offenbaren würde, die die Menschen damals hinter verborgender Hand im Freundeskreis dann doch erzählt haben.
Eine sehr junge Frau, Krankenschwester aus Siebenbürgen,wenn ich richtig recherchiert habe, die mit einem jungen Arzt den Sprung ins Abenteuer beschloß und mit ihm nach Indonesien auswanderte. Die Stelle in Medan für die Leitung des Krankenhauses war auf der Wiener Uni am schwarzen Brett ausgeschrieben. Aber nur für verheiratete Paare! Was meine Großeltern nicht davon abhielt, den passenden Partner zu suchen und in erster Linie zum Zweck des Abenteuers zu heiraten und die große Lebensreise anzutreten.
Karl hatte die Absicht nach Vollendung seines Studiums nach Holländisch Indien zu gehen um dort viel Geld zu verdienen. Nach 10 Jahren wollte er als reicher Mann heimkehren und sich eine schöne Praxis in Wien einrichten. Im 1. Wiener Gemeindebezirk in der Bartensteingasse 13, wo ich später meine ersten Lebensjahre verbracht habe. Die Zeit blieb nicht stehen und Karl trifft Karla. Karl stellte seiner Familie seine neue Freundin Karla vor mit der er eine Reise nach Südtirol gemacht hatte um sie kennenzulernen.
Sie war Krankenschwester, hübsch und sehr klug und wußte ihn richtig zu nehmen. Karl erzählte, daß das große Glück von dem sein verstorbener Vater, Karl Maria Heidt, Schriftsteller und Jurist bei einer Reise mit seiner Mutter auch nach Südtirol erzählt hatte, hat er zwar nicht gefunden, aber er komme langsam darauf, daß das Leben anders sei, als ein Dichter in seinen Träumen schildert. Wenn er nach niederländisch Indien ginge, würde er sie heiraten, weil sie gerne mit ihm gehen wolle.
Karla erprobte ihren Charme am 16 jährigen Unschuldsengel Reinhold, der natürlich weit davon entfernt war, einer zu sein, sodass Mama fürchtete sie könne ihn verführen.
Karl hingegen blickte verlangend nach einer üppigen schwarzen Maid, was wiederum die kluge Karla zu dem Ausruf veranlasste: So tanz halt mit ihr, sodaß du sie endlich angreifen kannst, früher gibst du ja noch keine Ruh!
Ein Jahr später wurde es mit Indonesien perfekt. Sie heirateten am 20. Mai 1926 in der Schottenkapelle.
Geschichtliches, wie schon damals starke Frauen gehandelt haben und was zu dieser Zeit noch alles in Österreich in Sachen Überleben und Entwicklung von Frauen passiert ist, sahen wir gestern in ORF III.
Erbe Österreich Prostitution unter dem Doppeladler
Das Geschäft mit der Liebe, war immer vor allem eins: Ein Geschäft. Junge, mittellose Frauen waren die Ware. Sie auszubeuten war nicht schwer. Nicht die Geschichtsbücher, sondern Gerichtsakten, Zeitungsartikel, Tagebücher oder ein längst vergessener Bordellroman dokumentieren das Leben von Prostituierten um 1900.
Erbe Österreich unsere Sexualität
Wie war das eigentlich damals mit dem Sex?, fragen sich heute viele. Wie schafften es unsere Ahnen, sich angesichts prüder Moral und brutaler Geschlechterbilder überhaupt zu vermehren? Regisseurin Patrice Fuchs widmet sich der körperlichen Liebe in den vergangenen Jahrhunderten. Lange Zeit glaubte man, dass der weibliche Orgasmus die Voraussetzung für eine Schwangerschaft wäre - über Jahrhunderte taten die Männer alles, um ihre Frauen nicht zum Höhepunkt zu bringen. Überhaupt war Sexualität stets männerdominiert. Die Kirche verbot nicht nur außerehelichen Sex, sie reglementierte auch den ehelichen. Den ersten Schritt zur Enttabuisierung und Entdämonisierung der Sexualität machte Sigmund Freud.
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